Andreas Christoph Clamer:
Mensa Harmonica
erschienen bei CHRISTOPHORUS (2017)
Nur wenig ist bekannt über Andreas Christoph Clamer, der im 17. Jahrhundert zeitgleich mit Heinrich Ignaz Franz Biber und Georg Muffat in Salzburg als Regens Chori am Dom wirkte. Sein einziges erhaltenes Werk ist die »Mensa Harmonica« – Tafelmusik, die 1682 zum 1100-Jahr-Jubiläum des Erzstiftes Salzburg im Rahmen prachtvoller Festivitäten vor erlesenem Publikum erklang.
Diese Suiten brauchen den Vergleich mit Bibers »Mensa sonora« und Muffats »Armonico tributo« aus dem gleichen Jahr nicht zu scheuen. Sie faszinieren durch abwechslungsreiche, bunte Satzfolgen und den humorvollen Wechsel der Affekte, so etwa »Bizarrerien« wie Moresca, Scherzo, Lamento oder Saltarello.
Außergewöhnlich ist auch die Besetzung der »Mensa Harmonica«: Neben zwei Violinen und einem Violone bereichert eine Viola da Gamba mit Akkorden und Doppelgriffen die Harmonie. Das Titelblatt des Druckes nennt eine weitere Aufführungsmöglichkeit zu zweit, also mit einer Violine und Generalbass. Sechs der sieben Partiten haben wir mit dolce risonanza erstmals in beiden Besetzungsvarianten eingespielt.
Gemeinsam mit dem Vokalensemble Profeti della Quinta haben wir uns auf die Spuren von Orlando di Lasso (1532–1594) und der Bayerischen Hofkapelle in München begeben. Diese war unter ihrem Kapellmeister Lasso eine der bedeutendsten musikalischen Institutionen ihrer Zeit. Ausgewählte Sänger aus ganz Europa und die besten italienischen Instrumentalvirtuosen bildeten gemeinsam die Kapelle des kunstsinnigen Herzogs Albrecht V. von Bayern aus dem Hause Wittelsbach. Für dieses erlesene Ensemble schuf Orlando di Lasso um 1560 seine berühmten Psalmi penitentiali.
Die expressiven Vertonungen der Psalmtexte wurden in einer mit wundervollen Miniatur-Illuminationen des Münchner Hofmalers Hans Mielich ausgeschmückten Prachthandschrift festgehalten. Albrecht V. verbot Lasso die Veröffentlichung seiner Bußpsalmen und bewahrte die wertvolle Handschrift als MUSICA RESERVATA in seiner Privatbibliothek auf, wo sie nur auserlesene Gäste zu Gesicht bekamen. Nichtsdestoweniger vermehrte das Veröffentlichungsverbot dieser »geheimen« Musik bereits zu Lebzeiten Lassos Ruhm als Komponist.
Die musikwissenschaftlichen Forschungen des Posaunisten Bernhard Rainer lassen den Schluss zu, dass die berühmte Abbildung der Münchner Hofkapelle am Ende des Kodex eine konkrete Aufführungssituation von Lassos Bußpsalmen darstellt. Bernhard Rainer konnte nachweisen, um welche Instrumente es sich handelt, von wem sie gespielt wurden, und welche Singstimme sie verdoppeln.
Um eine getreue Aufführung nach Mielichs Bild zu erreichen, wurden im Auftrag von dolce risonanza speziell für dieses Projekt Streich- und Blasinstrumente rekonstruiert und von führenden Instrumentenbauern im Bereich historischer Aufführungspraxis neu gebaut. So ist es nun erstmals nach rund 450 Jahren möglich, diese Musik in der originalen Besetzung der Münchner Hofkapelle unter Orlando di Lasso zu erleben.
Orlando di Lasso:
MUSICA RESERVATA
erschienen bei PAN CLASSICS (2012)
Trailer zum Projekt mit Interviews und Ausschnitten von den Aufnahmen
Alberich Mazak:
VESPERÆ
erschienen bei OEHMS Classics (2011)
Der Zisterzienser Pater Alberich Mazak (1609–1661) war in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts Kantor und Organist des Stiftes Heiligenkreuz. Er galt unter seinen Zeitgenossen als exzellenter Komponist, und sogar am Hof der Habsburger waren seine Werke bekannt. Kaiser Ferdinand III., selbst Musiker und Komponist, hatte sich von Mazak bei einem Besuch des Stiftes sogar einige Kompositionen zur Aufführung in der Wiener Hofkapelle erbeten. In seinem Druck CULTUS HARMONICUS aus dem Jahr 1649 hat Alberich Mazak nicht nur Musik für die Messliturgie, sondern auch für die feierliche Gestaltung des Abendlobes, der Vesper, veröffentlicht. Sie enthält mehrstimmige Vertonungen der Psalmen und Hymnen für Sänger und Instrumente.
dolce risonanza hat diese festliche Vesper aus dem Jahr 1649 rekonstruiert und diese gemeinsam mit den Mönchen im Stift Heiligenkreuz aufgenommen. Die Gesänge des Gregorianischen Chorals stehen den Kompositionen Pater Alberichs gegenüber – Musik, die um die Mitte des 17. Jahrhunderts selbst den Kaiser begeisterte und die mit ihrer meditativen Schönheit auch in der heutigen Zeit ihre Faszination entfaltet.
1740 wurde Joseph Haydn als Achtjähriger in Hainburg an der Donau (NÖ.) von Domkapellmeister Johann Georg Reutter d. J. »entdeckt« und als Sängerknabe an den Wiener Stephansdom geholt. In Hainburg hatte Joseph Haydn (wie wohl auch später sein Bruder Michael) die erste musikalische Ausbildung in Gesang, Violine und Pauke erhalten.
Prägend für die weitere musikalische Laufbahn war neben Reutter vor allem Johann Joseph Fux mit seinem Generationen bestimmenden Lehrwerk »Gradus ad Parnassum«.
Neben einer Wieder-Erstaufführung eines Orgelkonzertes von Reutter, das im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde Wien bisher unveröffentlicht schlummerte, sind es vor allem geistliche Werke mit konzertierender Orgel und kleinere Orgelstücke von Joseph und Michael Haydn, die ihren Bezug zur Orgel dokumentieren, ergänzt von Orgelwerken von Johann Joseph Fux und Johann Georg Albrechtsberger.
Der damaligen Aufführungspraxis entsprechend realisiert dolce risonanza das »Salve Regina« in g-moll von Joseph Haydn: Nicht ein groß besetzter Chor, sondern ein solistisch besetztes Sängerensemble (Barbara Fink, Ida Aldrian, Daniel Johannsen und Klemens Sander) musiziert, gemäß der originalen Anweisung Haydns »per quattro voci ma soli«.
HAYDN... Out of Hainburg
erschienen bei Gramola (2011)
Joseph Haydn:
Concerti per l'organo
erschienen bei Brilliant Classics (2009)
Joseph Haydn war nicht nur Komponist sondern auch Interpret der Konzerte für Orgel und Orchester. Entgegen seinem oft zitierten Understatement, dass er auf keinem Instrument ein großer Meister gewesen sei, zeigen diese frühen Werke nicht nur seine instrumentale Meisterschaft, sondern auch, wie stark Gestalt und symphonische Inspiration schon ausgeprägt waren – deutlich über den Charme der vergleichbaren Mozartschen Kirchensonaten hinaus.
Der Organist Anton Holzapfel hat sich für diese Aufnahme auf Spurensuche nach Haydns Orgeln begeben. Und so spielt nicht nur dolce risonanza auf Originalinstrumenten – es erklingen auch historische Orgeln aus Haydns Zeit.